Leseliste eines Fangirls
Von Instagram ins Buchregal - meine liebsten Bücher dieses Jahr, die fast alle von Menschen kommen, die mich sowohl digital als auch analog begeistern.
Der Sommer ist da und mit ihm kommen die ersehnten Stunden im Park, am Strand oder am Pool, in denen wir endlich wieder Zeit haben unseren Gedanken nachzuhängen, zu träumen oder einfach ein gutes Buch zu lesen. Für diesen Sommer habe ich einige Bücher auf meiner Liste, ein paar habe ich aber auch im Winter schon verschlungen. Lesen gehört, wie Sport und Abhängen, zu den Dingen, die im wuseligen Alltag zu schnell untergehen, dabei tun sie so gut! Ein gutes Buch zu lesen ist heilsam und doch denke ich so oft: Ach, dafür habe ich später noch genug Zeit. Was mir hilft ist sie überall in der Wohnung zu verteilen, damit ich schneller nach einem Buch als nach meinem Smartphone greife. Gerade in der Stillzeit sehr praktisch, wenn ich auf Wunsch eines kleinen Mannes abrupt innehalte und an exakt dieser Stelle in der Wohnung verweile, um ihn zu Stillen (ein bisschen wie früher beim Stopptanz). Das Smartphone ist ja fast selbstverständlich immer griffbereit, aber ein Buch? Dafür sorge ich jetzt. Es gibt aber auch eine Verbindung zwischen beidem und zwar entdecke ich Bücher oder besser gesagt ihre Autor:innen mittlerweile häufig über Instagram. Und so ist diese Liste eine Aufzählung deutschsprachiger Literatur von Menschen, die uns (fast alle) auch in den sozialen Medien begeistern, was ich ganz charmant finde.
Yasmine M’Barek: Protest. Ich bin ein großer Fan der Journalistin und Podcasterin Yasmine M’Barek, das merke ich daran, dass ich einen Text lese, sobald ich sehe, dass er von ihr ist. Wie sie unwahrscheinlich leichtfüßig zwischen lifestyligen Themen wie dem Untergangszenario des Adidas Samba, über ein kleines Intermezzo mit unserem Bundeskanzler, hin zum großen Essay über den Protest und seine Wirkung changiert, meisterhaft! Und leichtfüßig habe ich hier keineswegs zufällig gewählt, denn fantastische Schuhe trägt sie dabei auch, denen sie gebührend Platz auf ihrem Instagram-Kanal einräumt. Auch das Thema ihres Essays begeistert mich, die Möglichkeiten des Protests für gesellschaftlichen Wandel habe ich selbst sowohl theoretisch als auch praktisch ausgelotet, bisher ohne klares Ergebnis, was ich unglaublich spannend finde.
Yasmine hat übrigens auch einen modernen Buchclub auf Instagram gegründet, dem ihr hier beitreten könnt.
Edith Löhle: Bible Bad Asses. Kurz vor der weltweiten Pandemie traf ich Edith noch auf einer Party in Berlin und abseits des Trubels erzählte sie mir aufgeregt von ihrer Buchidee. Sie wollte jene Frauen, die in den biblischen Erzählungen übergangen werden (und davon gibt es einige!) zu Wort kommen lassen, ihre Geschichten erzählen. Vier Jahre später hat Edith ihre Idee in einem popkulturellen Roman verwirklicht - die Bible Bad Asses kommen zu Wort, in Form eines Whats-App Chats auf dem Smartphone der Protagonistin Klara. Kurzweilig fasst Edith hier große Tragödien zusammen, von Frauen, die unsichtbar gemacht wurden um die Erzählung des Patriarchats zu schützen. Damit ist jetzt Schluss, es müssen nur alle Menschen dieses Buch lesen.
Simon Elson: Geschichte der Unordnung. Auf dieses Buch bin ich zufällig in der Instagram-Story einer Freundin gestoßen, mit Sicherheit auch deshalb, weil das Thema Verlust, und im speziellen der Verlust des eigenen Vaters, auch in meinem Leben eine große Rolle spielt. Zudem liebe ich Coming-of-Age Erzählungen und diese Geschichte ist eine. Simon Elson setzt sich in seinem autobiographischen Buch mit dem Tod des Vaters und dessen Einfluss auf sein Erwachsenwerden auseinander. Sehr gefühlvoll aber mit glasklarer Sprache zieht er uns in einen Sog aus Waldorfkindheit, erster Liebe und Berliner Nächten. Ich konnte das Buch ein Wochenende lang nicht aus der Hand legen, so tief tauchte ich mit ein in Simons Rückschau, die gleichzeitig eine Einladung ist, erlebte Verluste im eigenen Leben zu reflektieren.
Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind. Toxische Pommes, mit bürgerlichem Vornamen Irina, bringt uns seit Jahren in den sozialen Medien mit satirischen Kurzvideos zum Lachen, in denen sie die (österreichische) Kultur parodiert. Ein schönes Ausländerkind ist ihr erster Roman und die liebevolle Geschichte eines Mädchens, das mit seinen Eltern vor dem Krieg in Jugoslawien nach Österreich flieht. Bei dem Versuch die perfekten Migrant:innen zu sein, verlieren sie sich jedoch jede:r auf seine eigene Art. Wie sich die einzelnen Lebensgeschichten von Tochter, Mutter und Vater verändern und damit auch deren Beziehungen, davon handelt dieses Buch. Erheiternd, sanft und ehrlich erzählt, gibt es Einblicke in eine Gefühlswelt in der es bisweilen zwei oder auch kein richtiges Zuhause gibt.
Jovana Reisinger: Enjoy Schatz. Neuerdings fangirle ich auch Jovana Reisinger. Entdeckt habe ich sie zufällig - auf Instagram. Jovana ist irre witzig, selbstironisch und dabei gesellschaftskritisch. Ihr zu folgen macht genauso viel Spaß wie ihre Bücher zu lesen. Ich habe mit Enjoy Schatz angefangen, das dieser Tage auch Premiere als Theaterstück auf der Schaubühne Berlin feierte. Es geht um eine Frau, die sich nur bedingt überraschend als Single wiederfindet, dabei selbst verliert und neu zusammensetzen muss - mutig und sexy erzählt im Rausch der vier Jahreszeiten.
Zudem stehen auf meiner Liste für diesen Sommer noch die beiden Superbestseller von Caroline Wahl 22 Bahnen und Windstärke 17 sowie Good Material von Dolly Alderton und Bonjour Tristesse von Françoise Sagan.
Viel Spaß am Wasser! <3
Enjoy Schatz und Ein schönes Ausländerkind nehme ich mal mit. Vielen Dank für die Tipps.
Danke für diese Liste! Enjoy Schatz fand ich auch richtig toll.
Und mir ist aufgefallen, dass in diesem tollen Bild, wenn es nicht 1957, sondern 20XX gemacht worden wäre, die Frau einen Bikini, maximal noch Shorts tragen würde. Wie viel sich in Mode, Ästhetik und Fotografie verändert. Wobei ihr Outfit heute wahrscheinlich gut funktionieren würde, nur eben noch am Pool?