
English version below ⬇️ // Ab jetzt gibt es einige Texte sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch, einfach weil ich meine Liebe zum englischen Wort wiederentdeckt habe. Und da sind wir schon mitten im Thema! Als ich Single war, hatte alles in meinem Zimmer eine tiefere Bedeutung. Geschenkpapierfetzen an den Wänden, drapierte Kleidung auf alten Möbelstücken, Harvest von Neil Young lief in Dauerschleife auf Vinyl. Nichts war zufällig.
Meine schwarzen Strumpfhosen hatten Löcher, sehr zum Entsetzen meiner Oma und später auch meiner Mutter, aber das war eine künstlerische Entscheidung. Entstanden aus Geldmangel, den ich nicht verstecken wollte. Stattdessen machte ich ihn zu meinem Markenzeichen. Das Schönste daran war: Es war so leicht, kreativ zu sein. Ich setzte mir einen meiner Vintage-Hüte auf (oft auf Partys von irgendeinem Indieboy ausgeliehen), drehte die Musik laut auf und fing an, ein Kleid zu nähen.
Ich schrieb Geschichten, Briefe oder einfach nur ein paar Notizen, irgendetwas, um mich auszudrücken.
Jahre später, verheiratet und Mutter von drei Kindern, machten all diese kleinen kreativen Schätze Platz für Familiendinge. Wenn ich ehrlich bin, fiel es mir eine Zeit lang gar nicht auf. Unser Stadtleben war voll und schnell, ich hatte einen Job, den ich liebte – bei einem Tech-Unternehmen, das eine Crowdfunding-Plattform für Gründer*innen betrieb – und ich war zufrieden.
Erst, als wir auf die Insel zogen, wurde mir klar: Es könnte auch anders sein. Es könnte wieder mehr Raum geben für Kreativität, für die kleinen Dinge, dafür, in Rollen zu schlüpfen. Um die Realität loszulassen und tief einzutauchen in das, was gefühlt werden will.
Also begann ich mir einem kleinen Trick in den Alltag einzubauen: Sobald ich allein zu Hause bin, lege ich eine Vinylplatte auf, zünde eine Kerze an und versuche, mich wieder in diese alte Stimmung zu versetzen. In die von früher.
Denn ich höre so oft Geschichten von Menschen, die nach einer Trennung wieder zu sich selbst gefunden haben. Die ihre Wohnung neu gestaltet haben – endlich ganz nach ihrem Geschmack, nach Jahren des Kompromisses. Die wieder angefangen haben, Gitarre zu spielen, jetzt, wo sie wieder Single sind.
Und das Härteste daran? Es überrascht uns nicht einmal. Warum ist es so oft so,
dass Beziehungen Menschen davon abhalten, das zu tun, was sie als Singles geliebt haben (abgesehen vom Offensichtlichen)?
Warum finden wir es normal, keine Freund*innen mehr zu treffen, keine Postkarten mehr an die Wand zu pinnen, keine alten Hobbys mehr zu pflegen - egal, ob sie „Sinn“ machen oder nicht?
Ich habe für mich entschieden, so zu leben wie damals, als ich Single war –
nur eben mit meiner Familie. Für mich heißt das: Mehr Zeit für das Gestalten kreativer Umgebungen (ich romantisiere meinen Arbeitsplatz) mit Musik, Kerzen, Düften, kleinen Accessoires. Und ich folge wieder meinen Leidenschaften,
zum Beispiel dem Schreiben.
All das geschieht in kleinen Dosen und in langsamerem Tempo, wegen all der anderen Verantwortungen. Aber trotzdem spüre ich diesen süßen kleinen Funken, den es meinem kreativen Flow verleiht.
Und ich liebe es.
When I was single everything in my room had a deep meaning. Giftwrappings on the wall, draped clothing upon vintage furniture, harvest from Neil Young cycling on vinyl. Nothing was random.
My black tights had holes in them, what really challenged my grandma and following my mom but it was an artistic decision of mine, caused by lack of money that I wasn’t willing to hide. Instead, I turned it into a signature.
The best of it was that it was easy to be creative. I would put on one of my vintage hats (mostly borrowed on parties from some indieboy), turn the music on and start sewing a dress, write stories, letters are just some notes - in any kind of way just express myself.
Years later now, being married and a mom of three, all these creative little goodies made some space for family things. And to be honest, for some years I didn’t even notice. We had a busy citylife, I was working a job I loved a tech company that ran a crowdfunding platform for founders, and I was happy. It was only until we moved to the island that I figured, everything could also be a little different. There could be more room for creativity again, for the little things, for jumping into a role. Leaving reality for diving deep into what has to be felt.
And so I started with a little trick: As soon as I am home alone I put on a vinyl, light a candle and try to set myself back into this mood.
Because there are so many stories of people telling me how they found their way back to themselves after a breakup. How they redecorated their place to finally make it their own, after compromising for years. How they started playing guitar again, now that they’re single.
The last ones the hardest I think: Why does being in a relationship keep people from doing the things they would do as single (except for the obvious). And why is it not surprising to us? Why do we think its normal to stop meeting friends, pinning postcards to walls are keeping up with old hobbies, whether they make sense or not?
I’ve decided to live like I used to as a single – just with my family. For me, that means spending more time setting up creative surroundings (romanticizing my workspace)
with music, candles, scents, little accessories. And following my passions, like writing.
All of this happens in small doses and at a slow pace because of all the other responsibilities, but I can still feel the sweet little spark it brings to my creative flow.
And I love it.
Selbstliebe ist so wichtig.
Ich habe mir auch immer wieder Kontinuierlichen Zeit für mich genommen und vor Salem braucht es für mich auch Zeit in Stille um zu spüren, was ich wirklich möchte.
Mega wichtige Beobachtung und das ist etwas, das ich mir fest vornehme, wenn ich mit meinem Partner zusammenziehe. Habe jetzt 10 Jahre alleine gelebt und bin erst seit ein paar Jahren wieder in einer Beziehung, in der wir den nächsten Schritt gehen wollen. Ich spreche auch jetzt schon oft mit ihm darüber, wie wichtig es mir ist, dass wir beide uns trotzdem genau die Dinge, die du angesprochen hast, beibehalten. Danke für den schönen Text.